Seit dem 7.1.2023 bin ich als Jugendwart der Schachjugend Bonn/Rhein-Sieg im Amt. Da ich als Quereinsteiger vielen Aktiven nicht bekannt bin, möchte ich mich kurz vorstellen.
Geboren bin ich 1951 – bin also für das Amt eines Jugendwarts ganz eindeutig zu alt. (Vielleicht schaffe ich es ins Guiness-Buch als „ältester Jugendwart der Welt“)
Ich hatte als Kind nicht das Glück, Schach beigebracht zu bekommen. Erst als ich in der Lehre war habe ich in einem Wühlkorb das Buch von Toni Schuster gefunden und mir selbst die Schachregeln erarbeitet. Danach habe ich viele Schachbücher gekauft, einige sogar gelesen, keins wirklich verstanden. Nach einigen glücklosen Versuchen mit dem Kasparov-Schachcomputer und 2 desaströsen Fernschach-Turnieren habe ich das „königliche Spiel“ mit etwa 20 Jahren aufgegeben.
Nach dem Ende meines Arbeitslebens fand ich mich auf dem Sofa wieder und meine Frau Annegret sagte „tu doch mal was“. Da ich mit der Antwort „ich will nur hier sitzen“ keinen Erfolg hatte, musste ein Hobby her.
Bei einem Einkaufstour in Siegburg habe ich an einem schönen Sommertag im „Capablanca“ am Markt eine Pizza gegessen. Der Name Capablanca kam mir bekannt vor und die Ideenkette – alter Mann … Schach … weg vom Sofa … Schachverein – begann zu keimen.
Meine Recherche im Internet war wenig ermutigend, es gab eine ganze Reihe Schachvereine (alle 6 – 7 km von meiner Wohnung entfernt), aber richtig einladend war keine der konsultierten Seiten. Eine Anfrage beim ortszuständigen Schachverein blieb ohne Antwort. Ich habe mich schließlich für den am wenigsten abweisend erscheinenden Schachverein in Troisdorf entschieden, nicht zuletzt wegen der guten Parkmöglichkeiten.
Nach langen schlaflosen Nächten habe ich mich dann wirklich getraut mal beim Training in Troisdorf vorbeizuschauen. Das Experiment war wenig ermutigend. Anwesend waren einige ältere, verbissen auf ihr Brett starrenden Herren. Niemand hob den Kopf, niemand nahm Notiz von mir. Ich bin trotzdem geblieben, musste dann aber bald feststellen, dass meine schachlichen Möglichkeiten sehr limitiert waren. Die Geschichte wäre damit eigentlich schon erzählt: ich hätte mich zum Ende des Jahres wieder abgemeldet und mich wieder aufs Sofa zurückgezogen.
Beim Schachklub Troisdorf hatte es zu dieser Zeit lange Jahre keine Jugend mehr gegeben. Als erste Aktion wurde die Troisdorfer Schulschachmeisterschaft veranstaltet. Der inzwischen verstorbene Albrecht Bilow animierte mich, doch dabei mal zuzuschauen – so kam ich zum Kinder- und Jugenschach.
Dann suchte eine Schule einen Betreuer für die Schach AG. Da sich kein anderer Kandidat meldete habe ich den Job dann mit großen Bauchschmerzen übernommen. Ich suchte mir Arbeitsmaterial zusammen und sprang ins kalte Wasser. Bald stellte ich aber fest, dass meine Kenntnisse durchaus ausreichten und das Spiel mit den Kindern machte mir viel Spaß.
Ich finde, die Welt hat schlecht an mir gehandelt, indem mir als Kind das Spiel nicht nahegebracht wurde. Vielleicht rührt daher mein oft belächelter, manchmal aber auch kritisierter „Missionarische Eifer“.
Im Schachbezirk Bonn/Rhein-Sieg gibt es über 230 Schulen. In den meisten dieser Schulen wird Schach wahrscheinlich nicht angeboten. Die Kinder an diesen Schulen sind zu bedauern und die Schachvereine verzichten auf potentielle Mitglieder.
Die Schachvereine BRS können den Bedarf an AG-Leitern nur punktuell decken. Wir brauchen also zusätzliche (Wo)Manpower.
Anfang dieser Woche ist eine Pressemitteilung mit Hilfe des Troisdorfer Vorsitzenden und Pressewarts Ewald Heck verteilt worden.
(von Horst Hardebusch)